Abnehmen mit der Steinzeitdiät – Erfahrungen von Thomas Roder
Hi, mein Name ist Thomas Roder und ich betreibe seit ein paar Jahren einen Fitnessblog.
Das nette Team von feminea.net hat mich gebeten, einen Gastbeitrag zum Thema „Steinzeitdiät“ zu schreiben – eine Bitte, der ich gerne nachkomme, da ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt habe und auch selbst Erfahrungen mit der Steinzeitdiät gemacht habe.
Zunächst gebe ich euch einige Hintergrundinfos:
Was ist die Steinzeitdiät und seit wann gibt es sie?
Die Steinzeitdiät wird auch Paleo-Diät oder – korrekt nach der deutschen Rechtschreibung – Paläo-Diät genannt.
Der Begriff Steinzeitdiät ist von Walter L. Voegtlin in seinem gleichnamigen Buch im Jahr 1975 eingeführt worden.
Richtig bekannt auch außerhalb von Fachkreisen wurde die Steinzeitdiät im Jahr 2011, als in der Regenbogenpresse berichtet worden ist, dass Tom Jones durch die Steinzeitdiät angeblich 15 Kilo innerhalb von wenigen Monaten abgenommen haben soll.
Auch heute kann man in den bunten Blättern immer mal wieder lesen, dass Hollywood-Stars und auch deutsche Schauspielerinnen Anhänger der Steinzeitdiät sind.
Wenn Ihr Euch jetzt gleich ans steinzeitliche Abnehmen machen wollt und auf die Jagd nach Mammutschnitzeln und Steaks von Säbelzahntiger gehen wollt – abwarten!
Denn die Steinzeitdiät zielt nicht in erster Linie darauf ab, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel abzunehmen. Ziel ist es, die eigene Ernährung langfristig gesünder zu machen und damit den bekannten Zivilisationskrankheiten wie Stoffwechselerkrankungen, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegenzuwirken.
Die nächste spannende Frage ist jetzt natürlich, wie kann man sich mit der Steinzeitdiät gesünder ernähren?
Die Anhänger der Steinzeitdiät gehen davon aus, dass unsere Vorfahren in der Steinzeit als Jäger und Sammler keine Zivilisationskrankheiten, wie wir sie heute kennen, hatten und wir uns deshalb an ihrer Ernährungswiese orientieren sollten, um wieder gesünder zu leben.
Die Kritiker der Steinzeitdiät betonen, das die steinzeitlichen Jäger und Sammler auf der Jagd und der Nahrungssuche wesentlich mehr Energie verbraucht haben als wir es heutzutage beispielsweise mit einem Schreibtischjob tun und das ganze Konzept deshalb nicht auf die heutige Zeit übertragbar ist.
Die Vorgaben der Steinzeitdiät:
Erlaubt sind folgende Lebensmittel:
- Fleisch
- Fisch
- Meeresfrüchte
- Eier
- Nüsse
- Gemüse
- Obst
- Kräuter
- Samen
Vom Speiseplan gestrichen werden folgende Lebensmittel:
- Zucker
- Milch und Milchprodukte
- Getreideprodukte wie Brot oder Brötchen und Nudeln
- Mais oder Reis
- Pflanzenfett und Margarine
- Verarbeitete Lebensmittel – natürlich auch Fastfood
- Künstliche Zusatzstoffe
- bei einigen Verfechtern der Steinzeitdiät steht auch Alkohol auf der Verbotsliste
Da es in der Steinzeit weder Massentierhaltung noch industrielle Fischzucht gegeben hat, empfehlen die Anhänger der Steinzeitdiät logischerweise auch, dass Biofleisch und Fisch aus Wildfang verwendet werden sollte.
Vorteile der Steinzeitdiät
Auch wenn Ihr keine Ernährungsexperten seid, sagt schon der gesunde Menschenverstand, dass der Verzicht auf Fastfood und Zucker der Gesundheit auf jeden Fall gut tun wird.
Ebenso wird niemand bestreiten, dass ein hoher Gemüse – und Obstanteil in unserem Essen nur von Vorteil ist.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. empfiehlt zum Beispiel
– täglich mindestens 3 Portionen (400 g) Gemüse, 300 g gegartes Gemüse und 100g Rohkost/Salat oder 200 g gegartes Gemüse und 200 g Rohkost/Salat
– täglich mindestens 2 Portionen (250 g) Obst
Nach diversen Erfahrungsberichten kann man mit der Steinzeitdiät durchaus auch abnehmen. Da es sich hier aber um keine Diät im üblichen Sinn handelt, sondern um eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, entfällt der normale „Diätstress“ wie Einhaltung eines genauen Speiseplans, Besorgen und Zubereiten der benötigten Lebensmittel für die täglichen Rezepte und lästiges Kalorienzählen.
Nachteile der Steinzeitdiät
Die Nahrungsumstellung auf die Vorgaben der Steinzeitdiät wird mit ziemlicher Sicherheit zu Mehrausgaben für Lebensmittel führen, denn Biofleisch und Fisch aus Wildfang hat eben ihren Preis.
Da sowohl Fastfood als auch vorgefertigte Lebensmittel tabu sind, müsst Ihr mehr Zeit für die Zubereitung eurer Mahlzeiten einplanen.
Und das fängt auch schon beim Brot oder dem beliebten Frühstücksbrötchen an. Da es auch beim Biobäcker kaum Brot oder Brötchen ohne Getreide gibt, ist auch hier selber Backen angesagt. Im Netz gibt es zahlreiche Rezepte, so kann Brot zum Beispiel aus den Hauptzutaten Leinsamenmehl, Sonnenblumenkernen, Kürbiskernen und Sesamsamen hergestellt werden.
Kritiker der Steinzeitdiät bemängeln den vollständigen Verzicht auf Getreide, Milch und Milchprodukte.
Zum Vergleich hier noch einmal die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V.:
Getreide und Getreideprodukte, bevorzugt Vollkornprodukte:
täglich
- 4 – 6 Scheiben (200 – 300 g) Brot oder
- 3 – 5 Scheiben (150 – 250 g) Brot und 50 – 60 g Getreideflocken und
- 1 Portion (200 – 250 g) Kartoffeln (gegart) oder
- 1 Portion (200 – 250 g) Nudeln (gegart) oder
- 1 Portion (150 – 180 g) Reis (gegart)
Milch – und Milchprodukte:
- täglich 200 – 250 g fettarme Milch und Milchprodukte und2 Scheiben (50 – 60 g) fettarmen Käse
Kritiker bemängeln auch den hohen Eiweißanteil, den man bei Einhaltung der Steinzeitdiät zu sich nimmt. Diese Kritiker gehen davon aus, dass ein zu hoher Eiweißanteil die Entwicklung von Arteriosklerose fördern kann.
Fazit zur Steinzeitdiät
Die Steinzeitdiät ist mit Sicherheit nichts für die unter euch, die nicht so sehr auf Fleisch stehen.
Wer gezielt schnell abnehmen will, ist bei der Steinzeitdiät ebenfalls fehl am Platz. Durch den Verzicht auf Zucker und Fastfood wird sich höchstwahrscheinlich ein Gewichtsverlust einstellen, aber nicht in kurzer Zeit.
Auch wer nicht auf seinen geliebten Hamburger und die Chips vorm Fernseher verzichten will, ist bei dieser Diät falsch, die eigentlich auch gar keine Diät sondern eine Ernährungsumstellung ist.
Wer sich langfristig gesünder ernähren will und sich auch die Mehrkosten für Biofleisch und Fisch aus Wildfang leisten kann, kann die Steinzeitdiät durchaus ausprobieren. Nur sollte Euch dabei auch bewusst sein, dass ihr wesentlich mehr Zeit mit Kochen verbringen werdet, als Ihr es wahrscheinlich im Moment gewohnt seid.
Ich selbst habe die Steinzeitdiät ein paar Wochen ausprobiert und tatsächlich auch das eine oder andere Kilo abgenommen. Für mich war der Verzicht auf Fastfood, Zucker und vorgefertigte Lebensmittel jetzt nicht das große Problem, da solche Sachen eh nicht auf meinem Speiseplan stehen. Schwieriger war da schon der Verzicht auf Milch- und Milchprodukte, da ich Joghurt und Quark liebe.
Ich koche eigentlich ganz gerne, nur Backen ist nicht gerade meine große Leidenschaft. Weshalb ich auch ein paar Probleme mit der Eigenherstellung von Brot nach den Regeln der Steinzeitdiät hatte … Aber das sollte niemand von Euch daran hindern, die Steinzeitdiät einfach einmal selber auszuprobieren und eigene Erfahrungen damit zu machen.